Ein der größten Herausforderungen für einen eigenen Trainingsbetrieb unterwasserrugbyinteressierter Vereine ist der Erwerb oder Bau einer kompletten UWR-Grundausrüstung. Einen bestellfertigen Starter-Kit gibt es leider derzeit nicht. Hier werde ich versuchen, die aktuellen Informationen für die notwendigen Ausrüstungsgegenstände zu sammeln, um so einen schnellen Start in diesen spannenden Tauchsport zu ermöglichen und so hoffentlich die Anzahl spielender Mannschaften mittelfristig hier Europa zu erhöhen.
Ein wichtiger Teil für den Spielbetrieb ist eine geeignete ABC-Ausrüstung (Tauchmaske, Schnorchel und Flossen) für jeden Spieler. Hierzu wurde ein eigener Beitrag verfasst. Für die ersten Spielzüge ist noch viel Flexibilität hinsichtlich der persönlichen Spielausrüstung gegeben und es genügen für jeden Spieler ein Paar einfache Schwimmbadflossen mit Tauchmaske und Schnorchel.
Jedoch ohne Tor und Spielball ist es von Anfang an nicht möglich, Unterwasserrugby zu spielen, auch wenn es hier die verrücktesten Geschichten in den Vereinen gibt, was schon als Tor oder Ball verwendet worden ist.
Der Unterwasserrugby-Ball
Laut dem internationalen Regelwerk für Unterwasserrugby muss ein mit Salzwasser gefüllter Spielball eine Sinkgeschwindigkeit von 1000 mm bis 1250mm pro Sekunden betragen. Abhängig von der Schwimmbeckentiefe dauert es somit lediglich nur 3 bis 5 Sekunden, bis ein Ball von der Wasseroberfläche auf den Beckenboden gesunken ist. Der Umfang des Spielballs muss zwischen 520mm und 540mm betragen. Für reine Damenspiele wird der Umfang auf 490 mm bis 510 mm begrenzt.
Hinsichtlich der Farbe gibt es keine klare Vorgabe, lediglich soll sich diese klar von den Mannschaftsfarben unterscheiden und gut für Spieler, Schiedsrichter und Zuschauer zu sehen sein. Bisher ist mir nur die Verwendung von weißen und roten Bällen bekannt.
Die schwierigste Aufgabe derzeit ist es, an leere Rohlinge für Unterwasserrugby-Bälle zu kommen. Es gibt zwar einige Zwischenhändler in diversen Ländern, aber der Ursprung der Bälle kommt am Ende immer wieder zur einer einzigen Quelle in Deutschland zusammen. In der Vergangenheit gab es die Firma Blumentritt, jedoch wurde deren Domain uwr-shop.com eingestellt; einzig Unterwasserrugby-Bälle werden noch verkauft. Kontakt kann man über die verbliebene Facebook-Seite des ehemaligen Shops aufnehmen.
Stand 01. November 2022 liegt der Preis für einen leeren Spielball bei 23,90€ zuzüglich Versandkosten.
Eine Füll- und Pflegeanleitung für Unterwasserrugby-Bälle ist im offiziellen Regelwerk als Anhang 3 beigefügt. Für das anschließende Befüllen des Rohlings gibt es ein Video, welches beschreibt, wie man einen UWR-Ball mit Salzwasser füllt.
Es wird empfohlen für einen neuen Verein direkt 3-5 Bälle zu beschaffen, so dass man im Trainingsbetrieb auch parallel Passübungen machen kann, oder auch bei Torangriffsübungen schnell hintereinander und effektiv auf beiden Körben gleichzeitig trainieren kann.
Das Unterwasserrugby-Tor (Korb)
Das Tor im Unterwasserrugby wird aufgrund seiner Form auch oft Korb genannt. Laut internationalem Regelwerk muss ein Tor mit einer Höhe zwischen 445 mm und 455 mm und einem Innendurchmesser am oberen Ring von 390 mm bis 400 mm gefertigt sein.
Leider gibt es derzeit keinen Shop, der fertige Körbe verkauft (solltet ihr doch einen Anbieter kennen, teilt mir diesen bitte mit), es gibt jedoch eine offizielle Zeichnung mit Stückliste im VDST-Regelwerk als Anhang 2, mit welcher jeder regionale Schlosser einen solchen Korb fertigen kann. Als Material kann verzinkter Stahl oder Edelstahl verwendet werden.
Hat man sich zwei Basis-Tore fertigen lassen, stellt sich die Frage der Befestigung. In Edelstahlschwimmbecken gibt es nur die Möglichkeit, die Tore mit Gummimatten oder ergänzenden Platten am Boden zu fixieren. Würde man die Körbe in Grundform auf den Beckenboden stellen, würden diese spätestens beim ersten Torangriff vom angreifenden Gegenspieler umgeschmissen werden. Es gab Lösungsansätze, die Tore mit Seilen und Gummisaugern auf dem Boden und an der Rückwand zu fixieren, jedoch hält eine solche Befestigung meist nur kurzfristig, sodass während eines Trainings oder Spieles mehrfach die Befestigung erneuert werden muss. Aus diesem Grund hat sich eine am Korbboden befestige Gummimatte sehr bewährt. Es gibt auch die Möglichkeit der Verwendung einer Edelstahlplatte als Grundplatte . Ich kann den Kontakt zu Winne aus Berlin herstellen, welcher hier Möglichkeiten bzw. Kontakte für die Fertigung solcher Platten, in Zukunft hoffentlich auch von Körben, hat.
Bei gefliesten Schwimmbädern gibt es auch die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Schwimmbadbetreiber, Gewindehülsen in den Beckenboden einzulassen. Dies ist natürlich nur bei Neubauten oder Renovierungsarbeiten möglich, daher ist diese Lösung für Start-up-Vereine etwas schwerer umzusetzen. Beim Setzen der Gewinde im Beckenboden bitte auch daran denken, dass im Trainingsbetrieb evtl. mal nicht über die ganze Beckenbreite trainiert werden kann, also dass man sich 2-3 Spielfeldanordnungen definiert, für welche dann die entsprechenden Hülsen gesetzt werden. Auch aufgrund von Erfahrungswerten der Tipp, auf den Fliesenkleber aufzupassen, dass dieser nicht ins Gewinde kommt. Auch nur Reste von Fliesenkleber lassen sich nur unter äußert schwierigen Bedingungen wieder aus dem Gewinde entfernen, vor allem wenn dies dann bei gefüllten Becken durchgeführt werden muss.
Nicht nur um den Angreifer vor dem harten Rand des Tores zu schützen, sondern auch um den Rücken der eigenen Torleute zu schonen, muss eine entsprechende Polsterung am Ring angebracht werden. Diese muss auch Regelmäßig geprüft und bei Bedarf ausgebessert werden. Die offizielle Stückzeichnung aus dem VDST Regelwerk schlägt eine 7mm Neopren-Schicht als Polsterung vor. Wie man jedoch auf den oberen Bildern erkennen kann, gibt es hier auch verschiedene Möglichkeiten. Wichtig ist, das dämpfende Material gut, meist mit Gewebeband (Panzertape / Duct Tape) zu befestigen. Die Polsterung wird bei den Spielen extrem beansprucht, daher lohnt es sich, das Klebeband durchgehend und gleichmäßig um den gesamten Ring anzuwenden.
Die Spielerkappen
Hat man schließlich einige Bälle und zwei Körbe für den Start von Unterwasserrugby im eigenen Verein besorgen können, ist der schwierigste Teil geschafft, um bald in der schönsten und verletzungsarmen Sportart UWR aktiv zu werden.
Jedoch fehlt jedem Spieler noch ein entscheidender Ausrüstungsbestandteil: die Spielerkappe. Eine Spielerkappe dient einerseits der Mannschaftszuordnung. Daher gibt es die Kappen in weißer oder in blauer Farbe. Welche Mannschaft welche Farbe in einem Spiel trägt, legt der Spielplan fest. Als zweite Funktion ist die Spielerkappe auch ein Schutz für die Ohren, dass z.B. durch einen Flossenschlag auf die Ohren kein Trommelfellriss entsteht. Daher haben neue Spielerkappen auch nur seitliche Öffnungen an den Ohrenschützern der Spielkappe, da zu großen Öffnungen an Hauptflächen der Ohrenschützer auch noch einen Trommelfellriss begünstigen können.
Auf dem Foto sieht man zwei verschiedene Ohrenschützer. In der Vergangenheit hatte man oft die Kappen von Waterfly verwendet, wo der Ohrschutz jedoch deutlich größere Öffnungen hat, als nun die neueren von EPSAN. Bei den neueren Ohrprotektoren sind Öffnungen an der Hauptfläche auf ein Minimum reduziert, um das Trommelfell vor einem Flossenschlag auf den Kopf bestmöglich zu schützen.
Der Vorteil bei der Beschaffung der Kopfbedeckungen ist, dass diese Kappensätze auch im Wasserball getragen werden und es dadurch viele Anbieter gibt. Mittlerweile kann man sich als Mannschaft auch eigene Designs auf die Kappen, oft passend zu Badehosen, drucken lassen. Solltet ihr Kontakt zu einer Designerin benötigen, die schon für einige Unterwasserrugby-Teams Kappen, Hosen und Badeanzüge designt hat, bitte Kontakt mit mir aufnehmen.
Beispielanbieter für Kappensätze:
>> Waterskin in den Niederlanden
>> SchwimmShop aus Deutschland
Wenn man ganze Kappensätze bestellt, bekommt man manchmal noch eine rote Kappen mit der „Nummer 1“ geliefert. Diese wird heutzutage nicht mehr bei Spielern getragen. In der Vergangenheit gab es auch im Unterwasserrugby einen festen Torwart, welcher die rote Kappen trug. Heutzutage verwenden Schiedsrichter oft eine solche rote Kappen, um nicht in den Konflikt, aufgrund der Farbe, mit den spielenden Mannschaften zu kommen.
Die Hupanlage
Für eine finale komplette Unterwasserrugbyausrüstung fehlt am Ende noch eine vereinseigene Hupanlage. Diese muss jedoch nicht von Anfang an zur Verfügung stehen. Ich kenne keinen Verein, der in seinem Trainingsbetrieb mit Hupanlage spielt. Für Ligabetriebe stehen meist beim jeweiligen Landesverband oder dem zuständigen Spielbetriebsleiter eine Hupanlage zur Nutzung zur Verfügung.
Leider gibt es derzeit auch keine fertigen Hupanlagen mehr zu kaufen, jedoch verschiedenste Konzepte, nach denen sich Vereine eigene Hupanlagen unter Berücksichtigung des internationalen Regelwerkes selbst bauten. Dies ist keine kurzfristige Aufgabe für die Vereinsmitglieder, daher gibt es zum Beispiel in Basel einen Vermietservice für die UWR-Signalanlage. Aber man muss das Rad auch nicht mehr komplett neu erfinden. Die Unterwasserrugby-Spieler des Vereins Torpedo Dresden veröffentlichen ein frei zugängliches Konzept, mit welchem man für ca. 150€ eine eigene Anlage bauen kann.
Folgend der Link zur Stückliste, Schaltplan, Code des Mikrocontrollers, bis hin zur Bedienungsanleitung.
>> Schiedsrichteranlage System Kaffeemaschine (Torpedo Dresden e.V.)
Das Konzept ist schon einige Jahre alt, vielleicht gibt es auch schon neue Ideen. So hat ein Spieler vom Tauchclub Bamberg e.V. erst vor wenigen Jahren ein neues Steuergerät zum Upgrade der alten in die Jahre gekommenen Bamberger Hupanlage entworfen. Für einen Austausch steht er bestimmt auch gerne bei einem Turnier oder Liga-Spieltag zur Verfügung.
Zusammenfassung
Leider gibt es aus heutiger Sicht noch keinen fertigen Starter-Kit zum Bestellen, wie zum Beispiel im Unterwasserhockey, was die Aufnahme des Trainingsbetriebes bei Unterwasserrugby für eine neue interessierte Mannschaft etwas schwerer macht und einen großen ersten Aufwand bedeutet. Habt ihr euch jedoch zu diesem Schritt entschieden und es geschafft alles zu bauen oder zu besorgen, werdet ihr es nicht bereuen, denn Unterwasserrugby macht süchtig!
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